Die Story: Mona (Natalie Press) ist nach dem Tod
ihrer Mutter allein mit ihrem Bruder Phil (Paddy Considine), der seine
gewalttätige kriminelle Vergangenheit als Wiedergeborener Christ begraben hat.
Die Veränderung des Bruders zum fanatischen Bibeljünger hat Mona isoliert, bis
sie in der reichen Tamsin (Emily Blunt), die gerade vom Internat geflogen ist,
eine Freundin und vermeintlich verwandte Seele findet. Bereits die erste
Begegnung der Mädchen, in der Mona von einer Wiese zur reitenden
Himmelsgestalt Tamsin aufblickt, zeigt die soziale Kluft und die Hierarchie in
dieser Beziehung. Fast losgelöst von den Realitäten ihres Lebens verbringen
die Mädchen einen verträumten Sommer, erteilen Tamsins fremdgehenden Vater
genauso eine Lektion, wie Monas egoistischen Monotonvögler, provozieren auf
einer Tanzveranstaltung, werden zu einer Festung, die uneinnehmbar zu sein
scheint. Das Spielerische in dieser Beziehung ist dabei stärker ausgeprägt als
das Sexuelle, was auch den Ort markiert, an dem sich die beiden Teenager auf
ihrem Weg in die Welt der Erwachsenen befinden....
Die Stars: Emily Blunt ist einer der kommenden
Stars des britischen Kinos und demnächst in einigen Produktionen wie zum
Beispiel „Irresistable“ zu sehen. Nathalie Press war in dem Oscar-prämierten
Kurzfilm „Wasp“ und in „The Gathering“ zu sehen.
Der Regisseur: Regisseur Pawel Pawlikowksi kommt
vom Dokumentarfilm. Der Nachfolger auf sein gut aufgenommenes Immigrantendrama
"Last Resort" glänzt durch Unmittelbarkeit und Authentizität, die durch
Improvisationselemente forciert wurde.
Stadtmagazin-Bewertung: Humorvoll
und ohne Voyeurismus beobachtet der Film, atmosphärisch unterstützt von einem
unorthodox zusammengestellten Soundtrack zwischen Goldfrapp, Bollywood, Edith
Piaf und Saint-Seans, die Mädchen bei ihrer kleinen Rebellion gegen Umfeld und
Alltag. Die von beiden Hauptdarstellerinnen mit großer Natürlichkeit
gespielten Figuren und ihre Gefühle sind dabei immer wichtiger als der Plot
und seine durchaus unerwartete finale Wende. "Es muss interessant sein, an
etwas glauben zu können", bleibt als entscheidender Satz des Films haften. Er
beschreibt das Dilemma der Jugend, aber auch das dieser Liebe, weil nur eines
der Mädchen eben genau dieses überwunden und an etwas zu glauben gelernt hat.
Überall wo jugendliches
Erleben unverkrampft, frech und ohne die dramaturgischen Schnittmuster des
kommerziellen Kinos Sehsüchte weckt, sollte dieser kleine Film Erfolg haben.
Ein gleichzeitig tiefer und leichter Sommerfilm!
-jvg
Bewertung: ****0
Deutschlandstart 30. Juni 2005
Verleih: Prokino Filmverleih
Nicotina
Mexiko 2003 / 93 Min.
Regie: Hugo Rodríguez.
Darsteller: Diego Luna, Daniel Giménez-Cacho,
Lucas Crespi, Jesús Ochoa.
Die Story: An einem Herbstabend in Mexico City
zwischen 21.17 Uhr und 23.49 Uhr. Der Hacker Lolo (Diego Luna) verschafft sich
von seinem PC aus Zugang auf die Konten von Schweizer Banken und damit auch
gute Karten bei der russischen Mafia, die umgehend mit ihm Geschäfte machen
will. Nebenbei spioniert Lolo seine Nachbarin Andrea (Marta Belaustegui) aus,
in die er unsterblich verknallt ist. Über die versteckten Kameras in ihrer
Wohnung, die natürlich an seinen PC angeschlossen sind, beobachtet Lolo
seufzend seine unerwiderte Liebe allabendlich. Durch einen dummen Zufall kommt
die Geschichte in Gang und ehe man sich versieht, liegt auch schon die erste
Leiche auf dem Fußboden. Der Deal mit der Russenmafia platzt und plötzlich
jagen alle Figuren in diesem Film ein paar wertvollen Diamanten hinterher, die
das Friseur-Ehepaar Goyo (Rafael Inclán) und Carmen (Rosa Maria Bianchi) sogar
im Magen eines Russen-Mafioso vermutet. Eine schöne Sauerei...
Der Star: Diego Luna wurde bei uns bekannt durch
„Y tu mamá tambien“ und „Terminal“ von Steven Spielberg.
Der Regisseur: Der Mexikaner Hugo Rodríguez ist
ein Multitalent und hat bisher nicht nur als Produzent, sondern auch als
Regisseur, Autor, Cutter und Kameramann gearbeitet. „Nicotina“ ist seine
zweite Regiearbeit.
stadtmagazin-Bewertung: Rauchen ist ungesund und
kann zum Tode führen. Die Figuren in „Nicotina“ rauchen eindeutig zuviel und
auch der Tod wird die meisten von ihnen schneller besuchen als ihnen lieb ist.
Dies schwarze Suspense-Komödie ist ein gutes Beispiel für das aufstrebende
mexikanische Kino. „Nicotina“ umschreibt lediglich die Rahmenhandlung, in der
alle Figuren mehr oder weniger zuviel rauchen. Schwarz-humorige Bedeutung
bekommt er, wenn Jesús Ochoa sagt, “für den Genuss einer Zigarette könnte ich
sterben“ und es kurz darauf auch nachhaltig tut. Tempo, Witz und Raffinesse
machen den Film zu einem ungewöhnlichen Erlebnis. Diego Luna als
kettenrauchender Hacker soll eigentlich die Hauptrolle spielen, doch allzu
unspektakulär verschwindet seine Rolle irgendwann im Drehbuch, um kurz vor
Schluss noch einmal für einen Showdown herzuhalten. Sehenswert machen
“Nicotina“ die gelungenen Szenen, die in Splitscreens und Parallelmontagen die
Handlungen der Figuren gleichzeitig erzählen. Ein kleiner, teilweise
schmutziger Film mit großem Kultpotential.
–jvg
Bewertung: ***00
Deutschlandstart: 14. Juli 2005
Verleih: Arsenal
Verflucht
USA 2004 / 89 Min.
Regie: Wes
Craven.
Darsteller: Christina Ricci, Jesse
Eisenberg, Joshua Jackson, Judy Greer, Mya, Michael Rosenbaum, Milo
Ventimiglia, Portia de Rossi, Kristina Anapau, Shannon Elizabeth.
Die Story: Ellie
(Christina Ricci) hat es nicht leicht im Leben. Seit dem Tod ihrer Eltern
kümmert sie sich um ihren jüngeren Bruder Jimmy (Jesse Eisenberg), der in
seiner Schule als stiller Loser untertaucht. Ihr Freund Jake (Joshua Jackson)
ist seit neuestem sehr abweisend, und im Büro herrscht Zickenterror. Auf einer
nächtlichen Heimfahrt mit Jimmy geraten die beiden in einen merkwürdigen
Autounfall. Als die Geschwister der in ihrem Auto eingeklemmten Becky (Shannon
Elisabeth) helfen wollen, werden sie von einem großen Tier angegriffen, das
Becky buchstäblich in Stücke reißt und den Überlebenden leichte Fleischwunden
zufügt. Jimmy behauptet prompt, dass der Angreifer ein Werwolf gewesen sein
muss. Ellie verweigert sich den Hirngespinsten ihres Bruders, stellt aber
langsam Veränderungen an sich fest: Lust auf rohes Fleisch und einen
besonderen Geruchssinn für Blut. Auch Jimmy wandelt sich, kann aber nur davon
profitieren, denn plötzlich kann er Widersacher Bo (Milo Ventimiglia) im
Ringkampf besiegen und traut sich, dessen Freundin Brooke (Kristina Anapau),
in die er verliebt ist, anzusprechen. Doch die neuen Kräfte haben nicht nur
gute Seiten. Als weitere Personen unerklärlichen Tierangriffen zum Opfer
fallen, sind Ellie und Jimmy gezwungen, der Sache auf den Grund zu gehen. In
nur wenigen Stunden entwickelt sich aus einem gnadenlosen Katz-und-Maus-Spiel
mit dem Werwolf ein spektakulärer Showdown…
Der Star: Christina Ricci wurde bei
uns durch die Rolle der Wednesday in der „Addams Family“ bekannt. Danach sah
man sie neben Johnny Depp in Tim Burtons „Sleepy Hollow“, in „Casper“, „The
Gathering“ oder „Monster“.
Der Regisseur: Horror-Altmeister
Wes Craven („Scream I - III“; „Nightmare on Elmstreet“; „Mondo Brutale”) ist
nach 5 Jahren wieder zurück.
stadtmagazin-Bewertung: Das dynamische Duo des
Horrorfilms zieht in die nächste Runde. Wes Craven und sein Drehbuchautor
Kevin Williamson („Scream“, „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“,
„Dawson´s Creek“) haben sich erneut zusammengetan, um dieses Mal einen
Werwolfschocker zu inszenieren. Hollywood ist hinsichtlich Moral und Anstand
ein Dschungel, in dem sich metaphorisch viele wilde Tiere tummeln und das
dient als Aufhänger für seine satirische "American Werewolf in
Hollywood"-Story. In den typischen Prolog steigen die beiden ein, in dem sie
eine relativ bekannte Schauspielerin, wie bei „Scream I“ blutig ableben lässt.
Statt der ursprünglich vorgesehenen Ab-18-Version, wurde die Teen-freundliche
Ab-12-Fassung in die Kinos gebracht. Dies schlägt sich in einem teils
holprigen Schnitt nieder, als wäre Freddy Krueger höchstpersönlich am Werk
gewesen. Überhaupt ist das Gesamtergebnis kaum eine von Cravens
Horrorbestleistungen, da sich kaum überzeugende Schockmomente finden und trotz
ein paar netter One-Liner das satirische Element die postmoderne
Scharfsinnigkeit aus "Scream"-Tagen missen lässt. Auch Makeup-Spezialist Rick
Baker, der bereits die bahnbrechenden Effekten von "American Werewolf in
London" kreierte, kann hier kaum mit seinem Klassiker mithalten, da die
Werwölfe fast schon wie Faschingskostüme aussehen. Womöglich ist dies auch
beabsichtigt, doch zum Unterhaltungswert trägt es wenig bei. Etwas seichte,
aber unterhaltsame Gruselunterhaltung, die nur manchmal eine, für den
hoffentlich kommenden Sommer, erfrischende Gänsehaut bringt.
-jvg
Bewertung: **000
Deutschlandstart: 21. Juli 2005
Filmverleih: Buena Vista
Antikörper
Deutschland 2005 / 122 Minuten
Regie: Christian Alvart.
Darsteller: Wotan Wilke Möring, André
Hennicke, Heinz Hoenig, Hauke Diekamp, Ulrike Krumbiegel, Jürgen Schornagel,
Nadeshda Brenneke, Nina Proll.
Die Story: Der
Polizei gelingt unter Führung von Kommissar Seiler (Heinz Hoenig) die
Festnahme des seit langem gesuchten Serienmörders Gabriel Engel (André
Hennicke), dem die bestialischen Sexualmorde an über einem Dutzend Kindern und
Jugendlichen zur Last gelegt werden. Auch im Heimatdorf des Landpolizisten
Michael Martens (Wotan Wilke Möhring) war es zu einem bestialischen Mord
gekommen, der genau ins Schema des Serientäters passt. Der Vorzeige-Katholik
Martens, der mit seinen fast besessenen Nachforschungen im Mordfall und dem
unterschwelligen Verdacht, der Täter könnte ein Anwohner sein, den Dorffrieden
empfindlich gestört hat, reist nach Berlin, um dem Psychopathen Engel ein
Geständnis abzuringen. Anstatt den Fall aber endlich abschließen zu können,
wird Martens von Engel in ein verwirrendes Verhörspiel verwickelt, in dessen
Verlauf sich der tiefgläubige Polizist seinen eigenen Dämonen stellen muss,
und das den Tatverdacht schließlich in eine zutiefst beunruhigende Richtung
lenkt...
Die Stars: André
Hennicke („Sophie Scholl – Die letzten Tage“; „Der alte Affe Angst“) als
Psychopath Engel, der sich furchtlos und ungebremst in seine Rolle stürzt und
die unheimliche, dunkle Bedrohung seiner Figur perfekt zu transportieren weiß.
Wotan Wilke Möhring („Eierdiebe“, „Lammbock“), der dem intensiven Spiel seines
Gegenübers in nichts nachsteht, dabei aber wesentlich subtilere Akkorde
spielen muss.
Der Regisseur: Christian Alvart ist seit 1988 als
Autor, Regisseur und Produzent tätig. Er hat bisher für das TV gearbeitet
(„Wolffs Revier“; „Der Puma“)
stadtmagazin-Bewertung: Das Kinodebüt des
Autodidakten Christian Alvart, verhehlt nicht die bei David Finchers „Sieben“
gemachten Anleihen und zollt seinem geistigen Vorgänger gehörigen Respekt.
Zugleich erweißt er sich zwar als nicht ganz gleichwertig genialer Thriller,
aber er vermag doch über zwei Stunden mit eiskalter Faust zu fesseln und in
finsterste Gefilde menschlicher Abgründe zu ziehen. Ein intensiver, rastloser
Film, der es gut versteht Fährten zu legen, die man meint sofort zu
durchschauen, die sich aber bis zum furiosen Ende als Sackgassen
herausstellen. Extrem düster sind nicht nur die ersten Filmminuten, die
allgemeine Stimmung des Films bleibt konsequent finster, und auch thematisch
wagt sich der Film tief ins Dunkel der menschlichen Psyche, wo er sich dann
einnistet und sich mit aller Macht weigert, wieder umzukehren. „Antikörper“
ist starker Tobak und geht sowohl psychisch als auch visuell an die Nieren und
lässt auch später nicht so schnell wieder los. Die Story wirkt manchmal etwas
arg überzogen. Regisseur und Autor Alvart hätte mit ein paar Extremen weniger
wahrscheinlich dieselbe Wirkung erzielt. Schon früh stellt Alvart nachhaltig
seine gekonnte Beherrschung eindrucksvoller Widescreen-Bildführung unter
Beweis und zeigt, dass es auch in Deutschland durchaus Talente gibt, die
Breitbild-Kino in wahrhaft großem Format machen können. Mit dem exzellenten
Soundtrack von Michl Britsch weiß Alvart die verstörende Intensität seiner
Bilder zusätzlich zu erhöhen und nutzt so eindrucksvoll alle ihm zur Verfügung
stehenden Inszenierungsmittel, um größtmögliche Wirkung auf den Zuschauer
auszuüben - mit geradezu beängstigendem Erfolg. Was allerdings der Titel mit
dem Film zutun hat, bleibt das Geheimnis von Autor Alvart. Sehenswertes
deutsches Kino mit Grusel-Faktor.
Bewertung: ****0
Deutschlandstart: 7. Juli 2005
Filmverleih: Kinowelt
An Deiner Schulter
USA 2005 / 121 Minuten
Regie: Mike Binder.
Darsteller: Joan Allen, Kevin Kostner, Evan Rachel
Wood, Alicia Witt, Keri Russell, Erika Christensen, Mike Binder.
Die Story: Terry Wolfmeyer (Joan Allen) lebt
zusammen mit ihrem Ehemann und vier fast erwachsenen Töchtern
im imposanten Eigenheim in einer beschaulichen Vorstadtsiedlung. Ja, man
könnte sie wohl als den Prototyp der glücklichen, amerikanischen Hausfrau
bezeichnen. Doch als ihr Mann urplötzlich von einem Tag auf den anderen
verschwindet, kennt Terrys Wut keine Grenzen. Schlimmer noch: sie muss den
Töchtern erklären, dass der geliebte Vater mit seiner sehr viel jüngeren
Sekretärin nach Schweden durchgebrannt ist und nicht mehr in den Schoß der
Familie zurückkehren wird. Während die Töchter versuchen, selbst mit der neuen
Situation zu Recht zu kommen, müssen sie von nun an auch noch die
unberechenbaren Launen der Mutter ertragen. Terry findet schließlich
Gesellschaft bei ihren Zechgelagen in ihrem Nachbarn Denny (Kevin Kostner),
einem abgehalfterten Baseball-Star, der eigentlich von dem Sport nichts mehr
hören will und entsprechend auch wenig darüber in seiner Radio-Show erzählt.
Als Denny zufällig im Hause der Wolfmeyers vorbeischaut, ahnt er noch nicht,
in was für einen Schlamassel er da hinein tappt. Denn so sehr er und Terry
sich eigentlich nicht ausstehen können, so sehr scheinen sie sich auch
anzuziehen. Ein Unglück kommt eben selten allein…
Die Stars: Joan Allen („Rufmord“; „Die Bourne
Verschwörung“; „Face Off““), Erika Christensen („Traffic“; „Swim Fan“) und
Oscar-Gewinner Kevin Kostner („Der mit dem Wolf tanzt“; „Waterworld“) sind die
Stars dieser Dramedy.
Der Regisseur: Mike Binder war in letzter Zeit
hauptsächlich als Schauspieler bei uns zu sehen („Minority Report“;
„Rufmord“). Als Regisseur ist dies bereits sein elfter Film. („Sex Monster“;
„Love Affairs“).
stadtmagazin-Bewertung: Der Film ist eine
zauberhafte Mischung aus unaufdringlicher Romanze zwischen zwei verwundeten
Seelen und gefühlvoller Familien-Dramedy. Schon lange hat man Kevin Costner
nicht mehr in so sympathischer Höchstform gesehen. In seiner Rolle als
ehemaliger und dauerbetrunkener Baseball-Star Denny ist er witzig und
verletzlich zugleich. Dabei gibt er sich angenehm zurückhaltend und überlässt
Power-Schauspielerin Allen den Vortritt. Nebenher werden etwas episodenhaft
die oftmals giftigen Mutter/Töchter-Konflikte und deren persönliche
Schwierigkeiten ausgerollt. Diese bestehen unter anderem aus ungeplanter
Schwangerschaft, unerwiderter Liebe, einer Amour fou mit einem älteren Mann
(Regisseur und Drehbuchautor Mike Binder als schleimiger Radioproduzent) und
schwerer Krankheit. Dabei schwankt der Erzählton zwischen ernsthaft, heiter
und dramatisch bei der überraschenden Schlussoffenbarung. Gewisse Vergleiche
mit „Zeit der Zärtlichkeit“ sind unvermeidbar, wobei hier allerdings insgesamt
weniger Melodram, dafür mehr entspannter Humor geboten wird.
-jvg
Bewertung: ***00
Deutschlandstart: 7. Juli 2005
Verleih: Tobis Film
Kurzbelichtet:
Die Eisprinzessin
Die Highschool-Schülerin Casey
Carlyle (Michelle Trachtenberg) ist ein Physik-Ass mit Chancen auf ein
Harvard-Stipendium. Für ihre Bewerbung leitet sie die physikalischen Formeln
ab, die beim Schlittschuhlauf zum Tragen kommen. Dafür betreibt sie am Eisring
der ehemaligen Olympiade-Teilnehmerin Tina Harwood (Kim Cattrell) ihre
wissenschaftlichen Nachforschungen. Tinas biestige Tochter (Hayden Panettiere)
und ihre Clique trainieren dort für die Regionalmeisterschaften. Sie sind
zunächst wenig kameradschaftlich, als Casey beschließt ihre Theorie in die
Praxis umzusetzen und selbst Stunden nimmt. Innerhalb kürzester Zeit erweist
sie sich als Naturtalent und kann perfekte Dreifachsprünge landen. Ihre neue
Passion enttäuscht Caseys Mutter (Joan Cusack), eine feministische
Professorin, da sie den Sport für Zeitverschwendung und die knappen Kostüme
für frauenverachtend hält. Zudem versucht Trainerin Tina Casey zunächst zu
sabotieren, da sie fürchtet, sie könne ihre eigene Tochter ausstechen. Dem
Drehbuch von Hadley Davis ("Dawson's Creek") zufolge wollen beide
alleinstehenden Mütter ihren persönlichen Ehrgeiz durch die Tochter ausleben,
anstatt sie ihre eigenen Träume verwirklichen zu lassen. Letztlich steht Casey
vor der schwierigen Entscheidung entweder Harvard zu besuchen oder eine
kurzlebige Karriere als Pirouetten-Prinzessin einzuschlagen… Funktionierender
Disney-Zielgruppenfilm, der gut unterhält und auch Spaß macht.
-jvg
Bewertung: ***00
Deutschlandstart: 9. Juni 2005
Verleih: Buena Vista
Mr. & Mrs. Smith
Nach außen sind Mr. Smith (Brad
Pitt) und Mrs. Smith (Angelina Jolie) ein ganz normales Ehepaar, seit fünf
oder sechs Jahren verheiratet, denn sie können sich nicht einigen, das
Knistern der ersten Wochen und Monate ist längst verloschen, Routine ist in
das Vorortheim eingekehrt. Das beide dem Beruf des Killers nachgehen
verheimlichen sie mit fingierten Identitäten, aber der Witz des Ganzen ist,
dass sie sich dennoch über genau jene Dinge streiten, über die sich auch ganz
normale Ehepaaren in die Haare kriegen. werden die Eheleute von ihrer
jeweiligen, namenlosen Organisation auf das gleiche Ziel angesetzt und
erfahren von der Identität des Anderen. Beauftragt den jeweils anderen
innerhalb von 48 Stunden zu töten oder selbst auf die Abschussliste zu kommen,
zerlegen sie mit allen Mitteln der Kunst das gemeinsame Haus, schaffen es
jedoch nicht abzudrücken, die scheinbar verloschene Liebe ist einfach zu groß.
Ein wenig bizarr mutet es schon an, wie wüste Schlägereien, Schusswechsel mit
großkalibrigen Waffen als eine etwas extremere Form von Vorspiel geschildert
werden und so verwundert es nicht, dass der Versöhnungssex kaum von der
vorhergehenden Prügelei zu unterscheiden ist… Brad Pitt und Angelina Jolie
gehen in einer Mischung aus Sadomasochismus und Eheberatung aufeinander los.
Ein absurderes Konzept hat sich Hollywood lange nicht ausgedacht, aber dank
der Regie Doug Limans, vor allem aber dem überbordenden Sexappeal der beiden
Hauptdarsteller ignoriert man die mehr als schwache Dramaturgie über weite
Strecken des Films. Streng genommen vollkommen dusselig, aber eben auch
ausgesprochen sexy.
-jvg
Bewertung:**000
Deutschlandstart: 21. Juli 2005
Verleih: Kinowelt
Krieg der Welten
Eine außerirdische, den Menschen technologisch
weit überlegene Macht hat es auf den Planeten Erde abgesehen und plant die
totale Invasion. Harmlose amerikanische Familien wie die Ferriers sehen sich
plötzlich einem eiskalten Feind gegenüber und müssen in den Krieg der Welten
ziehen, in dem ihre Siegeschancen verschwindend gering sind… Der Verleih
schein große Angst vor den Filmkritikern zu haben, denn jeder, der eine
Pressevorführung sehen will, muss schriftlich versichern, dass er vor dem
Starttermin nichts über den Film schreibt. Es lebe die Pressefreiheit! Steven
Spielbergs gewaltige Verfilmung von H. G. Wells' 1898 erschienenen Roman über
eine interplanetarische Invasion markiert nach „Minority Report“ die zweite
Zusammenarbeit des Regisseurs mit Tom Cruise und ist das erste Mal, dass
Spielberg Außerirdische als feindselige Wesen charakterisiert. Dass es sich um
eine wirklich unheimliche Begegnung der dritten Art handelt, lässt nicht nur
der fulminante Trailer vermuten, sondern auch Spielbergs Aussage, er habe den
großen amerikanischen Survival-Film drehen wollen. Hoffentlich waren das jetzt
nicht zu viele Infos.
-jvg
Bewertung: -
Deutschlandstart: 29. Juni 2005
Verleih: UIP
Riding Giants
Sam George, Peter Cole, Mickey Munoz, Dick Brewer
oder Bill Hamilton – Surf-Veteranen und Big-Wave-Pioniere des Wellenreitens –
beschreiben in dieser beeindruckenden Dokumentation den Moment, in dem man
eins wird mit der Welle, für den schönsten Augenblick in ihrem Leben. Nur
überboten, so die ausgewiesenen Lebenskünstler, durch die Geburt ihrer Kinder.
Am besten dokumentieren die zum Teil atemberaubenden Bilder ihrer Ausflüge
dieses Lebensgefühl. Stacy Peralta, der sich mit der preisgekrönten
Skater-Dokumentation „Dogtown & Z-Boys“ als Filmemacher einen Namen machte,
hat gemeinsam mit seinem Team beeindruckendes Film- und Fotomaterial
zusammengetragen. Zu sehen sind die schönsten Küstenabschnitte der USA, wie
Makaha, Oahu und Waimea sowie die kalifornische North Shore und Maverick.
Strände, an denen sie sich brechen, die Riesen-Wellen. Das umfangreiche
Bildmaterial vermittelt einen sehr guten Eindruck, wie sich der Surfsport in
den vergangenen Jahrzehnten entwickelt hat – von den Anfängen in den 40er
Jahren und der allmählichen Entstehung einer Subkultur bis in die heutige
Zeit. „Riding Giants“ ist ein faszinierendes Dokument über einen Sport, der
für viele zum Lebensinhalt geworden ist.
-jvg
Bewertung: ****0
Deutschlandstart: 7. Juli 2005
Filmverleih: Delphi Film
Bin ich sexy?
Die 15-jährige Mareike (Marie-Luise Schramm) lebt
mit ihrer allein erziehenden Mutter Jutta (Birge , ihrer Schwester Franca,
ihrem Bruder Tim und ein paar Hühnern in einem Vorort von Mannheim. Obwohl sie
nicht gerade so richtig schlank und auch nicht die Hübscheste ist, will sie
unbedingt Model werden und die Wahl zur "Miss Baden-Württemberg" gewinnen. Sie
ist von einem unglaublichen Selbstbewusstsein beseelt. Von ihren
Klassenkameradinnen wird sie gehänselt und ihre Mutter versteht sie auch
nicht. Von den Modelagenturen bekommt sie nur absagen und ihren verstorbenen
Stiefvater vermisst sie auch sehr, doch ihre Mutter bringt sich einen Kollegen
mit nach Hause (Andreas Schmidt). Gerade als eine Modellagentur sie für einen
teuren Kursus annehmen will, erkrankt sie schwer und muss nun mit einem
weiteren physischen Makel leben.... Turbulente Familiengeschichte von Katinka
Feistl, die für ihre erste Regiearbeit unter anderem beim Internationalen
Filmfestivals für Kinder und junges Publikum in Chemnitz mit dem Förderpreis
der DEFA-Stiftung ausgezeichnet wurde. In der Begründung der Jury heißt es:
"Authentisch und einfühlsam - fern jeder Klischees - lässt Katinka Feistl ihre
wunderbaren Darsteller mit Gespür für leise Zwischentöne ihre Sehnsucht nach
Glück ausleben." Eine Koproduktion mit dem ZDF in der Reihe „Das kleine
Fernsehspiel“.
Die Erwachsenen um Marie (Hannah
Tiefengraber) verlieren sich in ihrer Arbeit oder ihren Schrullen. Die Mutter
(Nina Petri) fliegt als Stewardess durch die Welt, der Vater (Lars Rudolph)
interessiert sich nur für ägyptische Mumien, die zigarrenrauchende Tante
(Michou Friesz) für ihre überspannte Poesie, der Großonkel (Branko
Samarovski) für seine Pflanzen, die Großmama (Cornelia Froboess) für ihre
Erfindungen. Wenigstens hat das Haus etwas zu sagen. Wenn auch nur in der
Wahrnehmung Maries. Es ist (mit der Stimme von Nina Hagen) das einzige Wesen,
das klare Reaktionen zeigt. Ist es traurig, lässt es die Rolläden runter
fallen. Ärgert es sich, lässt es die Wasserhähne spritzen oder Putz von der
Decke fallen: „Ich bin nur ein betagtes, vorlautes Haus“. Der Kühlschrank, der
wie ein Enkel des Computers HAL aus „2001“ anmutet, übt sich als Seelentröster
und der Mülleimer spielt Autobus. Nun soll dieses seltsame Theater ein Ende
finden: Die Großmutter hat ihr Geld einem Betrüger anvertraut, nun kann sie
ihre Bankschulden nicht begleichen und das Haus steht zur Versteigerung aus.
Die einzige, die etwas tun kann, ist Marie, denn die weltfremden Erwachsenen
versinken ja in Apathie. Erst verwandelt sie das Haus in eine Ruine,
verschüttet Wasser, stopft Blumenkohl in die Ausgüsse. Aber leider ist der
Bank das Haus egal, sie will das Grundstück. Woher soll Marie die fehlenden
200.000 Euro nehmen? Erst macht sie den Betrüger (Klaus Pohl), einen skurrilen
Tierwärter mit Riesenschlangen auf dem Sofa, ausfindig. Dann heckt sie mit den
Nachbarjungen Konrad und Stefan, die beide um das selbstbewusste Mädchen
werben, eine lukrative Erfindung aus. Ein modernes, schräges, märchenhaftes
und ausgezeichnet besetztes Abenteuer, das die Begriffe „normales
Familienleben“ aufs Unterhaltsamste karikiert.
Der draufgängerische Pilot Frank
Towns (Dennis Quaid) muss ein Transportflugzeug nach einem Sandsturm unsanft
in der Wüste landen. Fast alle Passagiere und Mitglieder der bunt gemischten
Truppe überleben, aber weder ist Hilfe in Sicht, noch reichen Wasser und
Lebensmittel länger als 30 Tage. Deshalb will Technik-Freak Elliot
(GiovanniRibisi) aus den Überresten ein neues Flugzeug bauen…
Erstaunlicherweise ist die Inszenierung des ehemaligen Werbefilmer und "Im
Fadenkreuz"-Regisseur John Moore mehr von den Figuren als von bombastischen
Spezialeffekte angetrieben, wie es auch schon in Robert Aldrichs prickelndem
Original von 1965 war. Dies könnte damit zusammenhängen, dass Produzent
William Aldrich der Sohn des Originalregisseurs ist und entsprechendes
Mitspracherecht hatte. Mit der hochkarätigen Besetzung des Vorgängers, die
Namen wie Jimmy Stewart, Richard Attenborough, Hardy Krueger und Ernest
Borgnine aufwies, kann die Neuadaption nicht mithalten. So scharen sich um
Quaid als draufgängerische Pilot Frank Towns noch Tyrese Gibson ("2 Fast 2
Furious") als Kopilot AJ, Giovanni Ribisi wie zuletzt in "Sky Captain" als
Technik-Freak und Miranda Otto ("Der Herr der Ringe 1 & 2") als Öl-Crew-Chefin
Kelly. Netter Abklatsch des Klassikers für alle, die das Original noch nicht
in einer der hundert Wiederholungen gesehen haben.
-jvg