Darsteller: Annette Bening, Jeremy Irons, Bruce
Greenwood, Miriam Margoyles, Shaun Evans, Michael Gambon, Lucy Punch.
Die Story: London in den späten 30er Jahren. Die
von der Kanalinsel Jersey stammende Schauspielerin Julia Lambert (Annette
Bening) ist eine veritable Diva, die ihre Launen hemmungslos an ihrer Umgebung
auslässt. Im Moment sind die nicht die Besten. Mit Mitte Vierzig fühlt Julia
so eine Leere und Sinnlosigkeit, irgendetwas ist dabei, sich zu ändern oder
sollte sich ändern – offenbar ein Fall von aufkommender Midlife Krise. Ihr
Mann und Manager (Jeremy Irons) bringt den jungen Amerikaner Tom (Shaun Evans)
mit ins Theater, der ein glühender Verehrer Julias ist. Zunächst beachtet sie
ihn kaum, fühlt sich dann aber von seinen stürmischen Avancen geschmeichelt
und lässt sich auf eine Affäre mit dem knapp 20jährigen ein. Bewunderung und
Sex lassen Julia wieder aufblühen und sich um Jahre jünger fühlen. Doch die
Euphorie ist von kurzer Dauer: Julia verfällt Tom immer mehr, nur um entsetzt
festzustellen, dass der sich vor allem für ihr Geld und seine Karriere
interessiert. Und für die junge und ehrgeizige blonde Schauspielerin Avice
Crichton, die nebenher eine Affäre mit Julias Mann unterhält. Nach einer
kurzen und heftigen Verzweiflungsattacke besinnt sich Julia auf die Ratschläge
ihres alten Theater-Lehrmeisters Jimmy (Michael Gambon) und ersinnt einen
ausgeklügelten Racheplan…
Die Stars: Annette Benning („Bugsy“: „American
Beauty“) wurde für ihre brillante Leistung in der Hauptrolle als Julia mit
einem Golden Globe geehrt und für den Oscar nominiert. Oscar-Preisträger
Jeremy Irons ist hier in seinem zweiten April-Start nach „Der Kaufmann von
Venedig“ zu sehen.
Der Regisseur: Ernst,
tragisch, politisch, kritisch - Adjektive, die man gewöhnlich mit den Filmen
von István Szabó verbindet. Vorwiegend heiter hat man Ungarns international
renommiertesten Regisseur unmd Oscar-Preisträger („Mephisto“) seit "Zauber der
Venus" nicht mehr erlebt.
stadtmagazin-Bewertung: "Being
Julia" ist eine romantische Satire nach einer Vorlage von W. Somerset Maugham.
Eine luftige, charmante, unterhaltsame Komödie über das Theater, das Leben als
Bühne und eine berühmte Schauspielerin, die sich mit dem Alter, in Form einer
Rivalin aber auch mit der Jugend auseinander setzen muss. Annette
Bening spielt Julia mit sichtbarer Begeisterung als Schauspielerin, die
zwischen Rolle und Realität kaum zu trennen vermag und sich im Zweifel für
Glamour und Drama entscheidet. Dass sich hinter der Hysterie echte Tiefe
verbirgt, ist nur gelegentlich zu spüren. Auch die übrigen Charaktere
balancieren mit Genuss an der Grenze zur Farce. Da ist Jeremy Irons als
freizügiger Gentleman-Ehemann, Juliet Stevenson als konspirative Kammerzofe,
Tom Sturridge als ernsthafter Sohn, der dem verlogenen Theatermilieu tief
misstraut, Bruce Greenwood als schwuler bester Freund und vor allem Michael
Gambon als Jimmy, der große alte Mann des Theaters, der Julia auch nach seinem
Tod noch zur Seite steht und als Geist gute Ratschläge gibt. Ein
Spaß für alle, die amüsantes Dialogkino lieben und Pflichtprogramm für Fans
von Annette Bening, die nach ihrer Heirat mit Warren Beatty Kinder statt
Oscars sammelte und für ihre Leistung hier zum dritten Mal nominiert wurde.
–jvg
Bewertung: ****0
Deutschlandstart: 7. April 2005
Verleih: Concorde
Lieber Frankie
GB 2004 / 105 Min.
Regie: Shona Auerbach.
Darsteller: Emily Mortimer, Jack McElhone, Gerard
Butler, Sharon Small, Mary Riggans, Sean Brown.
Die Story: Ständig
zieht der neunjährige Frankie Morrison
mit seiner Mutter Lizzy und Großmutter Nellvon
einem Städtchen in Schottland zum nächsten. Gerade
haben sie wieder einen Umzug hinter sich gebracht. Die Schule im neuen Ort ist
okay und einen Freund, der mit seiner Behinderung umgehen kann - Frankie ist
taub - hat er auch. Für ihn eigentlich keine wirkliche Behinderung, hat er
doch gelernt seine Sinne auf andere Weise zu schärfen. Was er nicht versteht,
liest er seinem Gegenüber von den Lippen ab.
Seinen Dad, Matrose auf der HMS Accra, kennt er nur aus Briefen - doch
tatsächlich ist es Lizzy, die Frankies Briefe an den unbekannten Vater
beantwortet. Aus einer Notlüge heraus hat
sie diesen Seemann erfunden, um ihrem Sohn nicht klarmachen zu müssen, dass es
sein Vater ist, vor dem die Familie flüchtet. So sind es diese Briefe, in
denen Frankie zu seiner Mutter spricht und Lizzy beantwortet sie akribisch,
versieht sie mit den exotischsten Briefmarken und lässt sie von den
unglaublichsten Orten der Welt kommen. Doch als
die HMS Accra eines Tages genau in diesem Hafen vor Anker geht, braucht die
zurückhaltende Lizzy schleunigst einen Mann, der sich einen Tag lang als
Frankies Vater ausgibt...
Die Stars: Die Engländerin Emily Mortimer wurde
bei uns durch Filme wie „Der Geist und die Dunkelheit“, „Elisabeth“ oder „The
Kid“ bekannt. Der Schotte Gerard Butler war gerade als „Das Phantom der Oper“
in unseren Kinos zu sehen und wird als neuer James-Bond-Darsteller gehandelt.
Die Regisseurin: Shona Auerbach übernahm bei ihrem
ersten abendfüllenden Spielfilm nicht nur die Regie, sie war auch die leitende
Kamerafrau.
stadtmagazin-Bewertung: Meisterhaft spielt Shona
Auerbach in ihrem Spielfilmdebüt mit den Gefühlen ihrer Protagonisten. Dabei
umschifft sie alle Untiefen zwischen Wahrheit und Lüge, zwischen Traum und
Wirklichkeit und schafft einen durch und durch poetischen Film über die
Gefühlswelt einer Familie, die einmal großes Leid erfahren hat.
Mit viel Gefühl, starken Momenten und in wunderbaren Bildern von der Küste und
der Weite des schottischen Hochlands präsentiert sie Emily Mortimer in der
Rolle einer jungen Mutter, die ihren Sohn mit aller Kraft zu beschützen
versucht, ohne sich dabei zu verlieren. Ein kleines Filmjuwel, das seinen
Charme bereits bei den Filmfestspielen von Cannes als auch bei den Hofer
Filmtagen entfalten konnte.
-jvg
Bewertung: ***00
Deutschlandstart: 21. April 2005
Filmverleih: Buena Vista
Million Dollar Baby
USA 2004 / 132 Minuten
Regie: Clint Eastwood.
Darsteller: Clint Eastwood, Hilary Swank, Morgan
Freeman, Jay Baruchel, Mike Colter, Lucia Rijker, Ryan O’Byrne.
Die Story: Frankie Dunn (Clint Eastwood) ist
Boxer-Coach im Hit Pit, einem alten, heruntergekommenen Trainingscenter in Los
Angeles. Er hat schon viele Boxer erfolgreich trainiert, aber reich geworden
ist er damit nicht. Meist sprangen die Sportler ab, kurz bevor sie an ihrem
Ziel waren. Nur Scrap (Morgan Freeman) ist bei ihm geblieben, treuer Freund
und eine Art Hausmeister. Früher war er ebenfalls Boxer und ist deshalb auf
einem Auge blind. Frankie und Scrap sind wie ein altes Ehepaar; obwohl schon
ergraut, verrichten sie noch täglich ihre Arbeit. Da kommt eines Tages Maggie
(Hilary Swank) zu Frankie. Sie will von ihm trainiert werden, doch Frankie
lehnt ab. Er trainiert keine Frauen, und schon gar nicht, wenn sie bereits 31
sind. Doch Frankie hat nicht mit Maggies Hartnäckigkeit gerechnet. Sie will
unbedingt Boxerin werden und ganz nach oben kommen. Sie lässt sich nicht
abweisen, trainiert, schuftet, quält sich. Frankie gibt nach, arbeitet mit ihr
zusammen, führt sie nach oben. Bis zu Kämpfen in London oder Las Vegas. Maggie
ist am Ziel. Und Frankie kann erstmals zufrieden bis zum Ruhm sein. Er hat
eine Ersatztochter gefunden und lieben gelernt, denn seine eigene Tochter
weigert sich seit Jahren, in Kontakt zu ihrem Vater zu treten. Doch das Glück
währt nicht lange…
Die Stars: Hilary Swank (“Boys don’t cry”) erhielt
für die Darstellung dieser beeindruckenden Rolle ihren zweiten Oscar und
außerdem den Golden Globe. Auch Morgan Freeman („Sieben“) wurde mit einem
Oscar für seine Rolle ausgezeichnet.
Der Regisseur: „Million Dollar Baby“ ist der
bislang beste Film in Clint Eastwoods Spätwerk. Er erhielt dieses Jahr hierfür
den Oscar als bester Regisseur und bester Film. Zum neunten Mal spielt er auch
wieder selber eine Hauptrolle unter eigener Regie. Zu seinen Filmen gehören
der Oscar-prämierte „Erbarmungslos“, „Die Brücken am Fluss“, „Bird“, „Mystic
River“, „Space Cowboys“ oder „Ein wahres Verbrechen“. Berühmt wurde er durch
seine Rollen in Italo-Western und die Darstellung des „Dirty Harry“ Calhun,
mit dem er 2006 auf die Leinwand zurückkehrt.
stadtmagazin-Bewertung: „Million Dollar Baby“
sahnte bei der diesjährigen Oscar-Verleihung praktisch alle wichtigen
„Haupt“-Preise ab. Die Geschichte um eine junge Boxerin und den alten Manager,
die sich für den Erfolg mehr als zusammen raufen, birgt sicherlich viele
inszenatorische Fallen, Eastwood umgeht diese aber geschickt. Das Boxmilieu
zeigt er schmucklos. Statt nur eine neue Variante vom Aufstieg aus einfachen
Verhältnissen zu erzählen, nimmt der langsam in ruhigen, dunklen Bildern
inszenierte Film eine traurige Wendung und verlagert den eigentlichen Kampf in
ein unerwartetes Gebiet. „Million Dollar Baby“ entwickelt sich zum
hervorragend gespielten Drama, das ganz unprätentiös und unkitschig zu Tränen
rührt. Großes Kino!
-jvg
Bewertung: ****0
Deutschlandstart: 24. März 2005
Filmverleih: Kinowelt
Spanglish
USA 2005 / 131 Min.
Regie: James L. Brooks.
Darsteller: Paz Vega, Téa Leoni, Adam Sandler, Cloris
Leachman, Shelbie Bruce, Sarah Steele.
Die Story: In
ihrem Bewerbungsschreiben an die Princeton-Univerisität beschreibt die junge
Christina (Shelbie Bruce) bewundernd den Werdegang ihrer Mutter. Von ihrem
Ehemann verlassen, hatte Flor (Paz Vega) die Flucht nach Kalifornien
angetreten, um ihrer kleinen Tochter eine bessere Zukunft zu bieten. Nach
mehreren Jahren im Barrio von Los Angeles, wo sie kein Wort Englisch sprechen
musste, findet Flor eine Anstellung bei der wohlhabenden Familie Klasky. Flors
neue Chefin ist die hochgradig neurotische Deborah (Téa Leoni), die weder mit
ihrem sympathischen Mann, dem Vier-Sterne-Koch John (Adam Sandler), noch ihren
beiden Kindern oder ihrer im Haus lebenden Mutter Evelyn (Cloris Leachman) ein
besonders gutes Verhältnis hat. Denn Deborah ist ein sehniges Nervenbündel,
das vollkommen auf sich selbst bezogen ist und ständig mit emotionalem
Desaster flirtet. So sind ihr peinliche Übergriffe unbewusst. Ihre bevorzugte
Antwort in Konfliktsituationen ist, den anderen zu versichern, dass sie nicht
sauer auf sie wäre. Im Kontrast zu Deborah ist Flor eine mexikanische Madonna,
zu deren Warmherzigkeit und natürlichem Charme sich die ganze Familie
hingezogen fühlt. Insbesondere John, der von seiner Frau sträflich
vernachlässigt wird, ist von der attraktiven und mittlerweile Englisch
sprechenden Flor hoffnungslos in den Bann gezogen…
Die Stars: Adam Sandler wurde durch Filme wie
„Happy Gilmore“, „Punch Drunk Love“ oder „The Waterboy“ bekannt und ist der
erfolgreichste US-Komiker. Téa Leoni war in Filmen wie „Deep Impact“,
„Flirting with Desaster“ oder „Bad Boys“ zu sehen. Die Spanierin Paz Vega
spielte die Hauptrollen in „Lucia und der Sex“ und in „Sprich mit ihr“.
Der Regisseur: James L. Brooks präsentiert seinem
ersten Film seit „Besser geht's nicht" vor sieben Jahren. Der begnadete
Regisseur, Drehbuchautor und Produzent wurde durch Filme wie „Zeit der
Zärtlichkeit“; „Broadcast News – Nachrichtenfieber“ oder „Geht’s hier nach
Hollywood“ bekannt. Seine Firma produziert unter anderem die Cartoon-Serie
„Die Simpsons“.
Stadtmagazin-Bewertung: Man
spricht Spanisch und Englisch in der neuen Beziehungskomödie von James L.
Brook. Sprachbarrieren inbegriffen prallen zwei Kulturen und Klassen mit viel
Humor und Emotion aufeinander, als eine illegale mexikanische Einwanderin eine
Stelle als Haushaltsgehilfin bei einer problembeladenen Familie in Los Angeles
übernimmt. Wie in seinen anderen Filmen interessiert sich Brooks für die
verschiedenen zwischenmenschlichen Töne, ohne sich auf einen Protagonisten per
se festzulegen. Noch aus "Zeit der Zärtlichkeit"-Tagen geübt, legt Brooks
Augenmerk auf den dreifachen Mutter-Tochter-Konflikt. Den gutmütigen Herr im
Haus in dieser von Frauen dominierten Familie spielt passiv-gedrosselt Komiker
Adam Sandler, der nach "Punch Drunk Love" in der ernsthaftesten Rolle seiner
Karriere zu sehen ist.
-jvg
Bewertung: ***00
Deutschlandstart 07. April 2005
Verleih: Sony Pictures
Der Kaufmann von Venedig
GB/Italien 2004 / 137 Min.
Regie: Michael Radford.
Darsteller: Al Pacino. Jeremy Irons, Joseph
Fienes, Lynn Collins, Mackenzie Crook, Zuleikha Robinson, Heather Goldenhersch.
Die Story: Der
angesehene Kaufmann Antonio (Jeremy Irons) leiht sich Geld vom Juden Shylock
(Al Pacino), um seinem Freund Bassanio (Joseph Fienes) das Werben um die
zukünftige Ehefrau, der klugen und schönen Portia (Lynn Collins), finanziell
zu ermöglichen. Als seine Geschäfte schlecht gehen, kennt Shylock kein Pardon
und fordert ihn auf, den Vertrag zu erfüllen, nämlich diesen in Form eines
Pfundes schieren Fleisches aus Antonios Brust zu bezahlen. Bassanio versucht
verzweifelt, nach erfolgreichem Werben um Portia, das Leben des geliebten
Freundes zu retten, in dessen Schuld er steht. Doch Shylock sieht den
Zeitpunkt der Rache an Antonio und der gesamten christlichen Kaufmannschaft
von Venedig für all die Schmach der vergangenen Jahre gekommen. In einer
spektakulären Gerichtsverhandlung sorgt ein unversehens auftauchender junger
Doktor der Jurisprudenz samt Gehilfen für einige Unruhe...
Die Stars: Oscar-Preisträger Jeremy Irons („Die
Affäre der Sunny von B.“; „Stirb langsam III“) und Al Pacino („Der Duft der
Frauen“; „Der Pate“) sind in bester Spiellaune. Joseph Fiennes wurde bei uns
durch Filme wie „Shakespeare in Love“ oder „Luther“ bekannt.
Der Regisseur: Michael Radford wurde für seinen
italienischen Film „Der Postman“ 1994 für den Oscar nominiert. Weiter drehte
er Filme wie „1984“, „Die letzten Tage in Kenia“ oder „Zu einer anderen Zeit“.
Stadtmagazin-Bewertung: Radford
balanciert geschickt zwischen Tragödie, Romanze und Komödie, zwischen harten
Worten und Liebesgeflüster, Intoleranz, Eifersucht und venezianischer
Liberalität. Dabei legt er den Finger auf die Wunde, prangert Diskriminierung,
Vorurteile und Rachegelüste an. Auch wenn es um Antisemitismus geht, sei der
Film in keinster Weise anti-semitisch, betont der Regisseur, der auch die
hässlichen Seiten der damaligen Zeit zeigt, die Juden in Ghettos zwang und von
"ehrenwerten" Berufen ausschloss. Wobei Shylock streckenweise als Inkarnation
des Bösen wirkt, bevor er zur mitleidsheischenden Figur mutiert. "Der Kaufmann
von Venedig" beeindruckt durch hohen Schauwert und durch die Schauspieler,
allen voran Al Pacino, der in großer Verzweiflung und Bitternis den Underdog
bis zur Schmerzgrenze verkörpert und eine neue Facette seiner Schauspielkunst
darbietet. Nicht nur Klassik-Liebhaber sollten das elegante Vergnügen genießen.
-jvg
Bewertung: ****0
Deutschlandstart: 21. April 2005
Verleih: Sony (Ex-Columbia)
Kurzbelichtet:
Be cool – Jeder ist auf der Suche nach dem
nächsten großen Hit
Weil die Filmbranche keine
Inspiration mehr für ihn darstellt, drängt der Ex-Geldeintreiber Chili Palmer
(John Travolta) nun ins Musikgeschäft. Als neuer Manager des Talents Linda
Moon (Christina Milian) hat er gemeinsam mit der Witwe (Uma Thurman) seines,
von der russischen Schutzgeld-Mafia ermordeten Kumpels (James Woods) die
richtige Eintrittskarte, aber auch viele Feinde. Lindas Ex-Manager (Vince
Vaughn) fühlt sich gelinkt und will seine Rache. Die russischen Mafiosi wollen
Chili als Mordzeugen ausschalten und ein HipHop-Musikproduzent (Cedric the
Entertainer) fordert mit seiner Gangsta-Gang die Begleichung von Altschulden...
Wie schon "Schnappt Shorty" von Barry Sonnenfeld ist auch F. Gary Grays
Elmore-Leonard-Adaption eine Szenesatire. Mehr noch als im Vorgänger ist der
Plot irrelevant, stehen die exzentrischen Figuren im Vordergrund. Das tendiert
mitunter zur Sketchshow, ist aber dank Situationskomik, witziger Dialoge,
skurriler Charaktere, die fast alle mit Stars der Film- und Musik-Szene
besetzt wurden, und einem unverändert coolen Hauptdarsteller John Travolta
überaus amüsant.
-jvg
Bewertung: ***00
Deutschlandstart: 31. März 2005
Verleih: 20th Century Fox
One Day in Europe
Der Tag des Champions-League-Finales
zwischen Galatasaray Istanbul und Deportivo La Coruna: In Moskau strömen die
Fans in den Farben ihrer Mannschaften ins Olympiastadion, überall in Europa
versammeln sich die Fussballbegeisterten vor den Fernsehern.
Vier Städte, vier Episoden am Tag dieses fiktiven Fußballendspiels. Eine
genervte englische Businessfrau (Megan Gay) und
eine russische Rentnerin in der russischen
Hauptstadt, ein schlitzohriger deutscher Rucksack-Tourist (Florian Lukas) und
ein türkisch-schwäbischer Taxifahrer (Erdal
Yildiz) in Istanbul,
ein melancholischer ungarischer Wallfahrer (Peter Scherer) und
ein galizischer Polizist in Santiago de Compostela,
zwei abgebrannte französische Straßenclowns (Boris Arquier und Rachida Brakni)
im Berliner Kiez - alle
werden in Gepäckdiebstähle verwickelt...
Jeder der von Regisseur Hannes Stöhr in diesem deutschen Berlinale-Beitrag
aufgesuchten Orte bietet eine spezifische landesübliche Atmosphäre. Fremde
treffen aufeinander, mehr oder weniger zufällig. Als sie auseinander gehen,
hat sich etwas verändert, auch wenn oder gerade weil die Versuche, einander zu
verstehen, meistens schon im Ansatz scheitern. Sehr witziger, unterhaltsamer
und schöner Film über das „babylonische“ Europa.
-jvg
Bewertung:***00
Deutschlandstart: 7. April 2005
Verleih: Piffl Medien
Coach Carter
Der erfolgreiche Besitzer eines
Sportartikelgeschäftes und ehemalige Highschool-Basketball-Spieler Ken Carter
(Samuel L. Jackson) kommt in seinen sozial herunter gekommenen Stadtteil von
Richmond in Kalifornien zurück und wird Basketballtrainer an seiner alten
Schule. Er findet ein Team aggressiver Verlierertypen vor. Carter verlangt
nicht nur zahllose Liegestützen und Laufsprints zur Förderung der Kondition
und der Disziplin von ihnen. Wer in der Mannschaft spielen will, muss sich
verpflichten, einen Notenmindestdurchschnitt zu schaffen. Seine
unkonventionellen Methoden machen sich schon bald bezahlt. Die Jungs beginnen
ein Spiel nach dem anderen zu gewinnen. Doch dann findet Carter heraus, dass
der Großteil der Mannschaft schulisch versagt. Wutentbrannt und enttäuscht
bringt er ein Vorhängeschloss an der Turnhalle an, bis sich ihre Noten
bessern. Mit diesem Verhalten provoziert Carter den Ärger der Eltern und
riskiert seine Kündigung, doch die Jungs stehen mittlerweile hinter ihrem
Coach und haben echten Teamgeist entwickelt...Das
Sportdrama basiert auf einer wahren Geschichte, mit
der der echte Coach Carter 1999 in den USA nationale Medienaufmerksamkeit
erzielte. Diese Mischung aus Sportfilm mit obligatorischer Underdog-Dynamik
und sozialkritischem Ghettodrama bietet keine brandneuen Aspekte und dümpelt
wie eine Art „Hip-Hop-Club der toten Dichter“ vor sich hin.
-jvg
Bewertung: **000
Kinostart: 7. April 2005
Verleih: UIP
Hotel Ruanda
Während des Bürgerkriegs in Ruanda
1994 öffnet ein Hotelmanager Paul Rusesabagina (Don Cheadle) trotz der Gefahr
für sich und seine Familie das Haus für Hunderte von Tutsi-Flüchtlingen, die
vor dem Massaker fliehen, das die Hutus in den Straßen Kigalis anrichten.
Während der Mann verzweifelt auf Hilfe aus dem Ausland wartet, wird die
Situation in dem belagerten Gebäude immer dramatischer... Beim
Filmfestival in Toronto mit dem Hauptpreis des Festivals bedacht, mit
Oscarnominierungen für die Hauptdarsteller Don Cheadle („Traffic“; „Ocean’s 11
& 12“) und Sophie Okenada ausgezeichnet, kommt Terry Georges („Mütter &
Söhne“; Drehbuch für „Im Namen des Vaters“) Dokudrama - die Geschichte des
"afrikanischen Oskar Schindler Paul Rusesabagina " - nach seiner
Deutschlandpremiere bei der Berlinale in die deutschen Kinos. Der Film über
den Völkermord in Afrika und ist ein rührendes und beeindruckendes Zeugnis vom
Mut Einzelner und von der Tatenlosigkeit der „Völkergemeinschaft“.
-jvg
Bewertung: ***00
Deutschlandstart: 7. April 2005
Verleih: Tobis
Maria voll der Gnade
Die 17-jährige Kolumbianerin Maria
(Catalina Sandino Moreno) möchte ihrer Armut in einer Kleinstadt in der Nähe
von Medelin und ihrem ungeliebten Freund Juan, von dem sie schwanger ist,
entfliehen. Sie lässt sich von dem charmanten Franklin als "Maulesel" anwerben
und fliegt zusammen mit drei weiteren Kurieren mit 62 Drogen-Päckchen im Magen
nach New York... Der zweite Langspielfilm von Joshua Marston, der mit "Bus to
Queens" debütierte, ist ein berührendes Coming-of-Age-Drama, das davon
handelt, wozu Armut und Perspektivlosigkeit in der Dritten Welt junge Menschen
treiben kann. Die Geschichte seiner Protagonistin ist glaubwürdig - auch dank
der überzeugenden Laiendarsteller, allen voran Catalina Sandino Moreno, die
dafür bei der diesjährigen Berlinale den Silbernen Bären gewann und für den
Oscar nominiert wurde.
-jvg
Bewertung: ***00
Deutschlandstart: 21. April 2005
Filmverleih: Universum
Die Dolmetscherin
Seit die UN-Dolmetscherin Silvia
Broome (Nicole Kidman) belauscht hat, dass ein afrikanischer Diktator bei
seiner Rede vor der UN ermordet werden soll, sind ihr Leben und ihre
Glaubwürdigkeit gefährdet. Während Agent Keller (Sean Penn) ihre Geschichte
und Vergangenheit in Frage stellt, wird Silvia verfolgt und bedroht.
Unaufhaltsam nähert sich der Tag, an dem ein Attentat über Lüge und Wahrheit
entscheidet... Mit "Die drei Tage des Condor" inszenierte Sydney Pollack einen
Klassiker, mit seinem neuen Film immerhin einen spannenden, thematisch
ambitionierten Thriller. In Dialog- und Figurenpflege, einem langsamen, aber
gelungenen Spannungsaufbau und der Beziehung seiner beiden Stars überzeugt
"Die Dolmetscherin", auch wenn der Background der Titelfigur wie auch der
letzte Akt Drehbuchprobleme verrät...